Marienaltar Kath. Kirche Heilig Geist in Mannheim

Katholische Kirche Heilig Geist in Mannheim
Restaurierung des Marienaltars

Die Restaurierung erfolgte in Kooperation mit Fachkolleginnen aus der Spezialisierung Ausstattung/ Gemälde, sowie einer Bildschnitzerin.

Um 1906 entstand der neugotische Marienaltar für den rechten Querhausarm der Heiliggeistkirche. Die Quellen geben Fa. Eberle & Mezger, sowie Thomas Buscher als Urheber an.
In der Mitte ist die Marienkrönung dargestellt, im Schrein links davon die „Heimsuchung“, rechts die „Heilige Familie“. Auf der rechten Flügelinnenseite als Relief „Darbringung Maria“ und im linken Flügel „Jesus im Tempel“.
Die Flügelaußenseiten sind bemalt, rechts mit der „Darbringung im Tempel“ und links mit der „Kreuztragung“. Auf der Predella ebenfalls Tafelmalerei mit Darstellung zweier Engel, umgeben von Spruchbändern und Rankenornamenten.
Den ehemals hohen Altaraufsatz ersetzen heute 8 krabbenbesetzte Fialen, das Gesprenge fehlt. Der Unterbau besteht aus einer Predella auf hölzerner rechteckiger Altarplinthe. Mittig unter dem Thron ein Tabernakel. Rahmen- und Stabwerk gliedern die Bauteile.
Die differenzierte Ausarbeitung legt besonderes Augenmerk auf die Stofflichkeit: Haare, Vorhangfransen, die feinen Federn der Flügel, Buchseiten, Getreideähren, Ornamentik am Stabwerk, sind bereits in der Schnitzarbeit angelegt und werden mit Auftrag der Fassung hervorgehoben und verfeinert.
Die Hintergründe der Altarflügel und einige Gewandsäume sind in Kreidegrund tremoliert, um die stoffliche Wirkung zu steigern. Darauf wurde vergoldet und ein Muster auf schabloniert. An versteckten Stellen zeigen sich lasierend zugezogene, teilweise noch offene Stege.
Die Ornamentik der Altararchitektur, die Hintergründe und die Leisten sind ölvergoldet, die Figuren polimentvergoldet. Musterungen oder Schattierungen wurden auf Gold und Silber gelüstert, kontrastreiche Ornamente auf schabloniert.

Neben mehreren Altrestaurierungen und gestalterischen Veränderungen zeigten sich zahlreiche Schäden:

• Verschmutzungen
Über den Staubanhäufungen an Aufsichten liegt eine dichte Rußschicht. Fest mit dem Untergrund verbunden, mattiert sie die Oberfläche, bindet weiteren Staub an sich und verflacht die Kontraste. Unter dem Baldachin des Mittelschreins ist der Effekt am stärksten, da sich dort Luftwirbel sammeln.

• Verputzungen
Während jährlich wieder kehrender Reinigungsmaßnahmen wurden Gold- und Silberpartien zu stark oder mit falschen Mitteln gereinigt. Auch während früherer Restaurierungen wurde durch zu starkes Reinigen viel Gold entfernt, wie an den Schleierbrettern, die heute ein Ockerton zusammen zieht

• Fehlende Teile, lose Teile, falsch angesetzte Teile, Risse in der Maßwerkschnitzerei durch Schwundvorgänge, Stoßeinwirkung oder Herunterfallen, gebrochene Teile, Zersplitterungen durch falsche Befestigung,
herausstehende Nägel

• Anschlagende Flügel
Aufgrund thermischer Veränderungen und falschem Positionieren ließen sich beide Altarflügel nicht mehr schließen. Das Klemmen der Flügel führte zu Abschürfungen und Ablösen einiger Elemente

• Brüchige Altkittungen

• Abblätternde Malschicht

• Schimmelbefall an den bemalten Flügelvorderseiten
zeichnete sich besonders an dunklen Partien in Form heller Flecken ab, betroffen sind jedoch die gesamten Tafeln. Ursache ist das Mikroklima, das sich bildet, wenn die Altarflügel aufgeklappt an die Wand gelehnt sind. Die Wand war längere Zeit durchfeuchtet durch ein undichtes, mittlerweile repariertes Fenster.

• Altretuschen und Überzüge
Vielerlei Retuschen waren auf den bemalten Altarflügeln zu sehen. Einige passten farblich gut, integrierten sich aber aufgrund des Glanzgrads nicht, andere passten farblich nicht. Die Retuschen zur Übermalung von Frühschwundrissen waren großflächig aufgetragen, passten annähernd und fielen nur aufgrund ihrer Mattigkeit auf.
Bräunliche Schellackläufer machten sich störend am Baldachin und dem Gesprenge über dem Mittelschrein bemerkbar.
Zu dunkle Übermalungen an den Engeln im Mittelschrein integrierten sich fast vollständig nach der Reinigung. Starke flächige und punktuelle Übermalungen mit Ölfarbe zeigten sich an der Predella. Weiterhin gab es vereinzelte Stellen mit bräunlichem glänzenden Überzug sowohl im Gemälde als auch an der Altarrahmung.
Mit Ocker retuschierte Verputzungen im Gold betreffen hauptsächlich die Verzierungen der Altararchitektur.

• Malschichtkrepierungen
Durch Feuchtigkeitseinlagerung an bindemittelreichen Partien treten weißliche Beläge auf, wodurch Binnenzeichnung und Schattenmodulationen unkenntlich werden. Da dunkle Pigmente sehr viel Bindemittel aufnehmen sind besonders diese Partien davon betroffen .

• Wachsreste
Farblose Wachsreste sammelten sich vor allem an der Predella